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Alp Nr. 72 : Ebenalp Loch Hütte
24.08.2012 09:50 ( 4583 x gelesen )


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Es steht nur noch ein Stall, die Hütte ist vor Jahren abgebrannt
- 3 Bänkli, Brennesseln, Fluginfo und „Brünzliverbot“
- Ein Chromstahlbehälter, für was ist denn dieser?
- Alphorntöne Richtung Bergstation, kein Echo 
- Mit der Tracht posiere ich für eine schöne Tessinerin mit ihrer kleinen Tochter
- Die Gesellschaft kommt, ist aber sehr unaufmerksam
- Wetterbedingt spiele ich sogar im Restaurant
- Der Organisator ist sehr zufrieden und rechnet ab
- Spiel zum Abschluss vor der Bergstation
- Solche Engagements sind reine Prestigesache


Bevor ich für die Gesellschaft spielen muss, wechsle ich vom grünen Böhl zur Alp Lochhütte. Hier steht nur noch ein kleiner Stall, die Hütte ist laut Alpkataster vor rund 50 Jahren abgebrannt. Die Alp wurde zusammengeschlossen mit dem grünen Böhl, ich nehme an, dass der Senn auch während der Alpzeit im Tal wohnt. Rings um den Stall sind drei Sitzbänke verteilt, hier wird scheinbar öfters gerastet oder gewartet. Auf der hinteren Seite komme ich dann der Sache auf die Spur, über einem grossen Busch Brennesseln sind verschiedene Tafeln für Gleitschirmflieger angebracht. Neben einer genauen Startplatzbeschreibung gesellt sich auch eine „Brünzliverbotstafel“ dazu. Ich frage mich, warum denn die Brennesseln so üppig wachsen? 

Rechts aussen im Eck ist ein spezieller Chromstahlbehälter angebracht. Was hat denn dieser für eine Funktion? Vor dem Stall spiele ich nur ein Stück Richtung Bergstation, dieser Platz ist zwar optimal geeignet für Gleitschirmpiloten aber nicht für Alphornbläser. Vom Gasthaus Ebenalp kommt gerade eine Frau mit einer ca. 5 jährigen Tochter den Weg hinab. Die beiden finden Gefallen an meinem Spiel und kommen noch kurz rüber. Die Frau entpuppt sich als wunderschöne Tessinerin - die Lippen sind zwar entgegen meinem Geschmack mit Botox aufgeblasen – und möchte ein Bild von ihrer Tochter zusammen mit mir schiessen. Mit ihrem Iphone blitzt sie uns dann auch ab und freut sich über eine weitere Trophäe in ihrer Sammlung.
 
Vor dem Restaurant empfange ich um 09:30 die Gesellschaft mit Alphorntönen. Danach wechsle ich auf die Aussichtsterrasse und spiele dort drei weitere Stücke. Einen Applaus kann ich der Gesellschaft aber nicht abgewinnen, lieber stellen sie sich während dem Spiel neben mich und schiessen ein paar Bilder. Danach reden und grölen sie unaufmerksam weiter. Im Restaurant spielt die Kapelle Alphöttli zum Apéro. Auch dort wird munter geredet und gelacht, an einen Applaus ist nicht zu denken. Da es nun draussen angefangen hat zu regnen, fordert mich Rempflers Toni auf im Saal noch ein Stück zu blasen worauf ich immerhin einen zaghaften Applaus ernten kann. Der Organisator und Chef dieser Firma kommt anschliessend zu mir, lobt mich begeistert und überreicht mir danach das Honorar.
 
Die Gesellschaft geht weiter zum Mittagessen in den Äscher, die Kapelle Alphöttli reist mit ihren Instrumenten auch mit. Zum Abschied spiele ich nochmals vor der Bergstation und bin dann froh, dass der Spuk vorbei ist. Eine Woche später rede ich mit dem „Ebenälplers Thomas“ über diese Angelegenheit. In der Zwischenzeit hatte ihm auch Rempflers Toni von den trockenen Erfahrungen dieses Anlasses berichtet. Thomas hat ab und zu solche Engagements und meint deshalb: „Da isch aml gad Prestige, die chönd nüd weg de Musig, sondern dass nochene chönd sägä es het en Appezöllemusig gspilt ond schogä en Alphorn gha.“


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