Endlich ist der Sommer auch bei uns angekommen. Nach dem verpatzten Frühling und dem extremen Hochwasser vor zehn Tagen, juckt es mich sozusagen überall. Ich mache mich deshalb direkt nach der Arbeit und ohne Nachtessen auf den Weg.
Morgen wird ein älterer Musikkollege zu Grabe getragen. „Boff Jock“, er spielte bis vor rund 7 Jahren aktiv bei uns im Musikverein mit und starb am letzten Samstag im Alter von 86 Jahren. Das Elternhaus von „Jock“ liegt auf halbem Weg zum Eggli und etwas oberhalb an einem Waldrand spiele ich drei andächtige Alphornstücke. Während dem Spiel denke ich an die vielen gemeinsamen Stunden in der Musik oder auch in der Werkstatt zurück.
Bei der Heimweide Zapfen herrscht meiner Ansicht nach ein reges Treiben. Den Senn kann ich aber nirgends finden, die Stalltüren sind offen und einige junge Rinder schauen neugierig hinaus. Bei der Hütte sind die Läden geschlossen, dafür steht ein wunderschöner gleber Blumenstrauss zur Begrüssung auf dem Gartentisch. Beim Stall weiter unten höre ich das Surren einer Melkmaschine, vielleicht hört der Senn die Alphorntöne trotzdem? Kaum beginne ich mit dem Spielen, eilen sieben Freiburger Kühe herbei und schauen neugierig über den Zaun. Jetzt springen auch sieben braune Kühe von der oberen Weide herbei, es bildet sich eine ausgefallene Besetzung, 14 Schellen und ein Alphorn, nur das Echo bleibt leider aus.
Beim Gaden wurde der obere Teil renoviert und sogar etwas erweitert. Der untere Teil ist noch richtig alt, schön alt, mit Strickwand und Holznägeln. Beides ergänzt sich sehr gut und ist super aufeinander abgestimmt. Vor der unteren Stalltür entdecke ich, etwas in der Erde versteckt und relativ schwer, einen verrosteten Hinterteil eines Blindgängers. Solche habe ich schon längere Zeit nicht mehr gesehen. Als Kinder hatten wir immer Freude wenn wir ein solches Gerät finden konnten.
Ich möchte heute noch weiter zum Zöstli und packe deshalb meine Sachen zusammen und mache mich auf den Weg. Schon bald höre ich ein immer lauter werdendes Rauschen das bald wie ein Wildbach tönt. Diesen kann ich aber nirgends entdecken, erst als ich unmittelbar davor stehe, sehe ich auch warum. Diesen Bach gibt es eigentlich gar nicht, denn er hat kein Bachbett und hat sich seinen Weg erst vor kurzem durch die Weide gefressen. Die Böden sind eben immer noch voll getränkt mit dem Wasser der letzten intensiven Regenperiode. Das sprudelnde Wasser mitten durch die saftig grüne Heuwiese sieht sehr erfrischend aus.