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Heimweide Nr. 78 : Heimweide Faehnernboden
05.06.2015 20:30 ( 3819 x gelesen )


- Wunsch per Email
- Alphornspiel beim Kreuz, Eveline kommt herbei gesprungen
- Sie ruft in den Stall: „Pape, de mit em Alphorn isch do:“
- Andreas sen. und Eveline begrüssen mich sehr freundlich
- Seine Frau Brigitta und die Kinder Claudia und Andreas jun. stossen dazu
- Alphornspiel zusammen mit Andreas, ein super Talent
- Andreas jun. hat eine Biene in den Fuss gestochen
- Es gibt feinen Käse und Brot, die Milch wird nicht selber verwertet sondern in Gais
- Andreas ist erst 13 und fährt schon sehr sicher mit den landw. Maschinen
- Er möchte Bauer werden wie sein Vater
- Wärend der Alpzeit sind sie immer da oben und nur am Mittag jeweils im Tal
- Die Stube wird mit Akkubatterielampen erleuchtet, gekocht wird mit Gas
- In der Stube hängt ein Gspiel Schellen, Brigitta hat sie 2003 vom Vater bekommen
- Werden nur für Alpabfahrt gebraucht
- Im Herrgottswinkel sind die Umrisse einer Kapelle und die Jahrzahl 1795 eingeschnitzt 
- Auf dem Heimweg höre ich wie sie das Schild über der Türe befestigen

Brigitta und Andreas Inauen fragen per Mail, ob ich auch bei ihnen mit dem Alphorn einmal vorbei komme. Ab dem 20 Mai seien sie mit den Tieren auf dem Fähnernboden, das ist die Heimweide direkt hinter dem Züstli, vom Restaurant Eggli aus gesehen. Ihr Sohn spiele auch Alphorn und sie alle würden sich über einen Besuch sehr freuen. Am heutigen Freitag ist ausnahmsweise keine Musikprobe und zudem ein wunderschöner Abend, deshalb entscheide ich mich spontan Richtung Fähnern zu wandern. Per SMS künde ich es Andreas an, dass ich in rund einer halben Stunde bei ihnen eintreffe. Kaum habe ich das SMS gesendet, bekomme ich auch schon eine Antwort: „Me freuid ös.“     

An der Grenze zur Heimweide steht eine blaue Tafel vom Landesbauamt: Quellschutzgebiet, Zufuhr von Dünger verboten. Diese verwirrt mich, denn nun bin ich mir nicht mehr so sicher, ob ich auch wirklich die richtige Strasse erwischt habe. Eine solche Tafel hatte ich bereits vor zwei Jahren in dieser Region gesehen, da war mein Ziel die Alp Gross Heiern weiter oben. Das wäre mir sehr peinlich, genau jetzt wo ich erstmals meinen Besuch angekündet habe. Wenn ich jetzt verfehle, müsste ich Andreas telefonieren und nach dem genauen Standort fragen, das wäre mir etwas peinlich. Etwas oberhalb der blauen Tafel steht ein mächtiges Weidkreuz im steilen Wiesenbord, ein idealer Standort um ein erstes Stück zu blasen. Als ich das Alphorn zusammenstecke, eilt ein junges Mädchen entlang des Kiesweges und danach die Wiese hinunter. Während ich ein erstes Stück blase, kommt sie wieder hinauf und rennt zurück zum Stall. Als sie unter der Türe steht, ruft sie hinein: „ Pape, de mit em Alphorn isch do!“ Jetzt fällt mir ein Stein vom Herzen, ich bin doch am richtigen Ort bin.

Nun gehe ich ebenfalls hinüber zur Liegenschaft, Andreas Senior kommt mit seiner Tochter Eveline aus dem Stall und begrüssen mich freundlich. Ein paar Minuten später stossen auch Frau Brigitta, Tochter Claudia und Andreas Junior dazu, sie waren weiter unten beim Heuen. Eveline holt sofort das Instrument von Andreas und dieser beginnt es umgehend zusammenzustecken. Damit wir in gleicher Stimmung spielen, muss ich nach einem ersten Ton die F-Verlängerung demontieren, danach passen wir intonationsmässig ganz gut zusammen. Andreas hat Noten von zwei Stücken, wie ich bereits vermutete die Bänklialp, das zweite Stück ist mir aber neu. Ich frage Andreas nach einem schönen Echoplatz, er zeigt auf das Kreuz und meint: „Dei bim Chrüz spili no epe.“ Ich antworte: „Dei obe isch zwa en schöne Platz, abe es cheit nüd ase guet, es het jo ke Echo.“ Nun meldet sich Eveline: „Abe dei gege de Wald abi hets en Echo, da han ii usigfonde.“ Sagt es und strahlt wie ein Maikäfer. Nun spielen wir zusammen die beiden Stücke hinunter zum Wald und das Echo ist gar nicht so schlecht. Ich muss zugeben, Andreas hat wirklich Talent, er bläst bei der Bänklialp die erste Stimme lupenrein und verzieht dabei kaum das Gesicht, bravo.

Zusätzlich spiele ich noch drei weitere Stücke und setze mich danach zu ihnen an den Gartentisch, während hinten am Horizont langsam die rot gefärbte Sonne versinkt. Andreas zeigt mir seinen geschwollenen Fuss, eine Biene hat ihn heute beim Heuen gestochen, zum Glück ist er nicht allergisch. Nun wird feiner Käse mit Brot aufgetischt, dazu ein frisches Glas Milch. Diese wird zwar hier oben täglich frisch gemolken, danach aber in der grossen Käserei Gais weiter verarbeitet. Brigitta erzählt, dass Andreas erst 13 Jahre alt sei und  bereits sehr sicher mit den Landwirtschaftlichen Maschinen herum fährt. Sein Traumberuf ist Landwirt, er zieht seinem Vater nach.

Während der Alpzeit leben sie eigentlich ausschliesslich hier oben, ausser Mittags, wenn die Kinder von der Schule kommen, essen sie im Tal. Ich darf einen Blick hinein in die Alphütte werfen. In der Küche steht ein Gasherd und in der Stube hängt eine grosse akkubetriebene Lampe von der Decke. Ich muss zugeben, beides ist sehr praktisch. An der Stubenwand hängt ein prachtvolles Gspiel Schellen, dieses hat Brigitta 2003 von ihrem Vater bekommen, benützt werden sie nur für die Alpabfahrt. Als Brigitta von ihnen erzählt, merke ich wie ihre Augen zu strahlen beginnen, sie scheinen ein kleines Heiligtum für sie zu sein. Andreas zeigt mir den Herrgottswinkel und erzählt von einem sehr alten Verwandten, dieser muss Pfarrer gewesen sein. Deshalb ist neben dem Fensterrahmen eine kleine Kappelle in die Holzwand geschnitzt, darin steht 1795 IBE. Das Alter der Alphütte muss also mindestens 220 Jahre sein, das beeindruckt mich immer wieder. So alt und doch noch gut im Schuss, ein Kontrast in unserer Wegwerfgesellschaft.

Gerne überreiche ich ihnen abschliessend mein Alp-Horn Schild, bedanke mich für die Bewirtung und mache mich danach auf den Heimweg. Ich bin ganz gespannt, wann ich Andreas zum ersten Mal irgendwo draussen mit seinem Alphorn höre, auf diesen Moment freue ich mich schon jetzt. Kaum bin ich ein paar Meter gelaufen, höre ich lautes Hämmern, Andreas Senior befestigt das neue Schild über der Türe, er lässt scheinbar nichts anbrennen.


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