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DEFAULT : Alp Heubühl
21.08.2020 21:00 ( 1196 x gelesen )

  • Schöne Abendstimmung am Freitag
  • In Bachers sehen alle Häuser gleich aus
  • Wanderweg über Guggeien
  • Niemand da, der Stall mit dem Milchgeschirr steht offen, ein Auto fährt zu
  • 20:15 Alphornspiel vor der Hütte, kein Echo aber sehr schöne Stimmung
  • Der Senn Bruno Manser: «Magsch e Bier? Jo chom, i hol de gad e Gottere vom Chölle uni, ond wennd no meh magsch, denn chasch gad sölb abi gi hole – i ha eebe nodligs.“ Sagts und verschwindet im Stall.
  • Minuten später: „Wennd ganz guets Wasse wetsch trinke, denn nem gad en Schlock vo dem Bronne. Da isch viel besse as Bier!“
  • Ich folge ihm in den Stall und sehe ihm beim Futtern und Melken zu. Er mein: „I ha ebe hüt no wädli möse gi Balle presse, drom bini so spoht dra.“
  • Bruno hinkt fest, er tut mir leid. Nächstens muss er seine Hüften operieren.
  • 22:00 fertig mit melken, er sitz auf den Futtertrog und isst genüsslich ein Bieberli.
  • Während ich mein Bier austrinke, zeigt er mir die neu umgebaute Alphütte.


Heute Freitag ist ein wunderschöner Sommertag. Da ich am Sonntag im Kronberg mit dem Alphorn Sonnenaufgang blase, schwänze ich aus ansatztechnischen Gründen die Musikprobe und besuche dafür die Alp Heubühl. Mein Sohn Gabriel war mit Kollegen schon öfters dort oben, nach ihm muss dort eine schöne bestens eingerichtete Alphütte stehen. Mit dem Auto fahre ich nach Bachers und gehe dann zu Fuss über die Alp Guggeien. In Bachers trifft man auf lauter gleiche Häuser und überall ist der Rasen aufs Schönste gepflegt. Es wirkt auf mich schon fast ein bisschen kitschig, hier mitten im Alpgebiet.

Der Heubühl scheint verlassen, ich rufe, meldet sich aber niemand, auch kein Hund. Die Stalltüre steht offen, darin steht das Milchgeschirr und die Tansen bereit. Der Senn ist sicher in die Hütte gegangen und kommt später zurück. Da die Sonne bereits langsam untergeht, schiesse zuerst ein paar Bilder, doch dann höre ich plötzlich ein leises Motorengeräusch welches näher kommt. Ich packe deshalb schnell mein Alphorn und beginne vor der Hütte zu spielen. Wie zu erwarten, kann ich diesem Landschaftstyp kein Echo entlocken. Dafür ist die Aussicht über Appenzell und den Alpstein umso eindrücklicher. Kaum habe ich mein Stück fertig gespielt, steht der Senn Bruno Manser neben mir und fragt: «Magsch e Bier? Jo chom, i hol de gad e Gottere vom Chölle uni, ond wennd no meh magsch, denn chasch gad sölb abi, i ha dTöre offe loh - Hüt hani eebe nodligs“ Sagts und verschwindet im Stall. Ein paar Minuten später kommt er aus dem Stall, lehnt sich genüsslich ans Brunnenrohr und trinkt einen zünftigen Schluck Wasser. „Aaaa, gued isch da. Wenn‘d au emol ganz guets Wasse wetsch trinke, denn nemm gad en Schlock vo dem Bronne. Da isch viel besse as Bier! I trinke mengmol sövel, dass es im Buch onne gad no goderet.“ Danach verschwindet er wieder im Stall. Ich probiere es und es schmeckt wirklich sehr gut.

Ich folge Bruno in den Stall und darf auch dort ein paar Bilder schiessen. Bruno futtert zuerst die Kühe und stösst regelmässig die Kuhfladen ins Bstöckt. Es nervt ihn, weil die Kühe wie er sagt „de Schiesser“ haben, „drom sönds au eso dreckig“. Danach beginnt er mit Melken, es ist sehr eindrücklich, jeder Handgriff sitzt. Bruno meint: „I ha ebe hüt no wädli möse gi Balle presse, drom bini so spoht dra.“ Er melkt mit zwei Maschinen und hat noch einen dritten Kessel den er nach jeder Kuh wechselt und den gefüllten in die Tansen leert. So gibt es keine Leerläufe und zwischendurch „schorred“ er wieder den Kot runter. Bruno hinkt ziemlich fest, er hat sicher starke Schmerzen. Er meint: „Nese mos i denn no d‘Hüft mache, abe zescht mos em Brüede sin Bueb uf de Hof cho ond mini Äbed öbeneh.“ Ich frage ihn, ob denn von seinen Kindern niemand Interesse habe. „Nei, de Bueb isch Automech ond denn hani no dröi Meedle.“

Um 22:00 ist Bruno fertig mit Melken. Dann holt er einen kleinen Appenzeller Biber und eine alte ausgediente Alupfanne. In die Pfanne leert er rund einen Liter frische Milch und sitzt dann erschöpft auf den Anbindbaum. Ganz genüsslich beisst er kleine Stücke vom Biberli und nimmt nach jedem einen grossen Schluck Milch aus der Alupfanne. Das kommt mir schon fast vor wie eine kleine Zeremonie. Bruno sagt lange nichts, irgendwann dreht er den Kopf zu mir und sagt: „Wäsch, die Biberli hani ebe föchelig geen.“ Nimmt noch den letzten Bissen, spühlt mit einem grossen Schluck und leert den letzten Resten Milch auf den Boden. Danach gehen wir zur Alphütte, welche er mir mit grossem Stolz zeigt. Sie ist wunderschön ausgebaut und die Küche hat sogar eine Abwaschmaschine und Backofen. Als ich mein Bier austrinke meint Bruno: „Mosch nüd pressiere, i tue di denn schnöll abi.“ Ich schüttle den Kopf und sage, dass ich wieder zu Fuss retour gehe, so wie ich gekommen bin – ich habe Zeit. Bruno hakt nach: „Nei, i tue di abi, es isch viel z’dunkel.“ Wer Bruno kennt weiss, dass er nicht gerne diskutiert. Deshalb steige ich ins Auto ein und lasse mich nach Bachers chauffieren.    


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