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DEFAULT : Alp Vordere Leu
02.06.2012 07:30 ( 5180 x gelesen )


-          Samstag 05:45, in Steinegg stehen viele Leute
-          Bedeckter Himmel, mystische Stimmung
-          Der Senn melkt seine Geissen vor dem Stall
-          Geissenmilch für die Sauen
-          Beim Alp-Kreuz spiele ich Alp-Horn
-          Der Senn bietet mir ein „Beckeli“ frische Milch an
-          Das „Schildli“ wird dem Chef sicher gefallen
-          Mit der Milch in die Hütte
-          2 Blumen fürs Herbarium
-          Alpaufzug, rund 50 Tieren


Am Samstagmorgen starte ich bereits um 05:45, mit dem Auto fahre ich Richtung Lehmen. In Steinegg stehen einige Traktoren mit grossen Anhängern und viele Leute am Strassenrand. Ich frage mich, was wohl diese schon so früh aus dem Bett treibt? Ich habe mich auf einen sonnigen Morgen eingestellt, leider ist der Himmel aber dick wolkenverhangen und ich etwas enttäuscht. Aus Trotz lasse ich  meinen Regenschutz im Auto und mache mich auf den Weg Richtung vordere Leu. Die Heuwiesen sind voll mit verschiedenen Blumen und wirken in diesem Licht saftig grün, im Wald höre ich dem Vogelgezwitscher zu. Mich überfällt eine mystische Stimmung. In meiner Fantasie stelle ich mir vor, wo hier Elfen und Waldgeister hausen könnten. Alles wirkt irgendwie lebendig und frisch. Plötzlich habe ich den Eindruck, auf Distanz am Wegrand einen Mann mit braungrünem Regenmantel und Schirmmütze zu sehen. Beim zweiten Hingucken bemerke ich, dass es nur ein etwa 2m langer Baumstrunk ist, der sich in meiner Fantasie zu einem Mann verwandelt hat.

 
Nach etwa 20 Gehminuten habe ich den Wald hinter mir und ich erblicke bereits die Alphütten. Ich packe deshalb die Wanderkarte, welche ich noch in der Hand habe, in den Alphornsack. Ich möchte dem Senn nicht wie ein ortsunkundiger Tourist begegnen. Dieser sitzt, umgeben von Geissen, auf dem Melkstuhl vor dem Stall und melkt eine Geiss. Ich begrüsse ihn und frage, ob ich beim Kreuz Alphorn spielen darf. Er freut sich und meint: „jo siche“  Im Brunnen stehen fünf volle Milchtansen zum Kühlen. Ich frage ihn, ob denn diese Milch alle von den Geissen komme. Er lacht und meint: „ Nei, di seb Mölch isch vo de Chüe, ond d’Gässmölch geb i de Saue.“ Ich schaue ihn etwas verdutzt an, er doppelt deshalb noch nach: „ D’Gässe sönd ebe no e Hobby“ und lacht. Ich habe aber wegen etwas anderem meine Stirn gerunzelt. Es ist erst 06:25 und die Geissen sind bereits fertig gemolchen und aus dem Kamin bei der Hütte steigt Rauch auf. Ich erwidere ihm deshalb: „Din Tag het hüt abe früe agfange, wenn d jetzt scho fetig bisch.“ Er meint nur: „Jo, da isch normal“.
 
Beim Alpkreuz etwas oberhalb der Hütte spiele ich 4 Stücke und schaue dem jungen Senn zu, wie er das Milchgeschirr reinigt. Sein Arbeitstempo kann mit sehr schnell bezeichnet werden, seine Gangart  sogar rennend. Nach dem dritten Stück ruft er mir: „Bravo, schö gseh“ zu. Nach einem weiteren Stück gehe ich mit dem Alphorn auf der Schulter zu ihm hinunter und stelle das Instrument vor dem Brunnen ab. Er lädt mich auf ein „ Beckeli Mölch“ ein, was ich sehr gerne annehme und meint noch: " Nem s'Alphorn mit, bi denä Gässe wäss me nie wenns no nebes blöds aastöllid." Die beiden Beckeli, ein Krug Milch und eine Büchse Ovomaltine hat er auf dem Holztisch vor der Hütte bereits parat gestellt. Die frische Milch schmeckt fantastisch. Ich stelle ihm mein Projekt vor und frage, ob ich das Schild irgendwo platzieren darf. Er meint, dass es neben der Türe seinem Chef sicher gut gefallen wird. Auf die Frage, ob er denn nicht der Senn sei, meint er: „Nei, no de Chnecht“. Im Moment mache er nur Aushilfen, er kann dann im nächsten Jahr den Hof von seinem Vater in der Göbsi bei Haslen übernehmen. „I mos abe jetzt mit de Mölch i d’Hötte, du chasch jo no bliibe“. Und schon springt er wieder davon, lädt alle Tansen auf den Anhänger und fährt talwärts.
 
Nach ein paar Bildern mache ich mich auch auf den Heimweg. Unterwegs steche ich noch zwei Blumen für das Herbarium von Julia aus, in der Annahme, dass sie diese Waldblumen noch nicht hat. Von weitem höre ich Kuhglocken und zaurende Sennen. Jetzt ist mir auch klar, warum die Leute in Steinegg heute Morgen gewartet haben. Ich beeile mich deshalb um den Alpaufzug nicht zu verpassen. Kurz vor Lehmen kommt mir gerade ein Sennebub mit gelber Hose und seiner kleineren Schwester in der Tracht entgegen. Hand in Hand führen sie den ersten Zug mit 6 Geissen an. Dahinter folgt der Rest mit etwa 50 Tieren und den Sennen. Auf welcher Alp werden sie wohl die Sommermonate verbringen?


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