Heimweide Nr. 39 : Vordere Neuenalp
07.05.2013 13:30 ( 4565 x gelesen )
- Nicht weit von der unteren Neuenalp
- Auf halben Weg ist ein Weidkreuz, das Echo ist nicht sonderlich
- Sehr gepflegte Gebäude, handgemachte Schindeln
- Die Schaufel lehnt mit frischer Erde an der Stallwand
- Die Fensterläden sind geöffnet, wo ist der Senn?
- Ein schöner Natursteinbrunnen, ein Rohr voll Wasser
- Einzigartige Kombination von Wald und Felsenecho
- Ein „schnusiger“ kleiner Stall, wird vermutlich nicht von Tieren benützt
- Die Aufhängung fürs Alphorn ist perfekt, wird sie auch dafür benützt?
- Ich gehe weiter auf die obere Neuenalp
- Der Senn „Zauret“ und ruft hinauf ob ich gerne einen „Kafi“ mag
- Am kommenden Auffahrt Samstag fahren sie z’Alp
Die Vordere Neuenalp liegt nicht weit entfernt von der Unteren, ist auf etwa derselben Höhe über Meer aber ist als Heimweide eingetragen. Alle Gebäude sind sehr gepflegt und liebevoll mit handgemachten Schindeln eingekleidet, sogar das Dach des kleinen Stalls schmückt sich damit. An der Wand des grossen Stalls lehnt eine Schaufel, der Dreck daran ist noch sehr frisch deshalb vermute ich, dass der Senn nur kurz für das Mittagessen nach Hause gefahren ist. Mit einem guten Geländewagen kann diese Liegenschaft bequem erreicht werden, ab Triebern führt eine Strasse über den Erstböhl bis hier hinauf. Bei der Alphütte sind die Fensterläden geöffnet und der neue Natursteinbrunnen der davor steht bringt ein Rohr voll mit Wasser.
Vielleicht ist jemand in der Hütte, deshalb spiele ich vorerst ein paar Stücke auf dem Alphorn bevor ich das Haus aus der Nähe begutachte. Ich spiele Richtung Erstböhl und bin fasziniert. Die Töne werden zwischen Felswand und Wald richtig hin und her geschlagen. Sehr speziell, eigentlich wäre ich motiviert noch eine halbe Stunde länger zu spielen, leider drängt die Zeit.
Da der Senn in der Zwischenzeit nicht aufgetaucht ist, nehme ich die Hütte und den kleinen Stall auch noch unter die Lupe. Ich vermute, dass der kleine Stall nicht mehr für Tiere benutzt wird, er könnte für einen Geräteraum oder sogar ein kleines Nachtquartier umfunktioniert worden sein, zum Käsen fehlt der Kamin. Über dem Eingang sind zwei Holzäste angebracht, diese dienen als Aufhängung von irgendwas, bloss was? Es stellt sich heraus, dass ein Alphorn hier einen idealen Platz hätte. Da Corine, die Tochter des Senns, Cornet spielt, könnte es auch sein dass hier in den Sommerferien sogar eines aufgehängt ist? Vor rund zwei Jahren, als Daniel und ich beim Erstböhl an einem Abend Alphorn spielten, hörten wir jemanden aus dieser Gegend Trompeten spielen.
Nach ein paar Bildern hänge ich noch das Alphornschild an die Gadenwand und mache mich dann auf zur Oberen Neuenalp. Als ich dort eintreffe, höre ich ein lautes Zauren. Vermutlich ist der Senn nach seiner Mittagspause wieder zurück und hat das Schild entdeckt. Sofort richte ich mich mit dem Alphorn ein und antworte mit einer schönen Melodie. Der Senn antwortet wieder mit einem lauten Juchz und ruft dann zu mir: „ Hoi, magsch au no en Kafi?“ Das Angebot nehme ich sehr gerne an, spiele zuerst nochmals drei Stücke und mache mich danach auf zu ihm.
Freundlich empfängt mich Bruno Räss, er fragt mich: „Magsch liebe en Kafi ode e Glas Moscht?“ Ich nehme sehr gerne einen Kafi. In der Zwischenzeit hatte er im kleinen Herd eingefeuert und bereits warmes Wasser parat. Es dauert nicht lange und er kommt mit zwei Bechern feinen Kafi-Luz nach draussen, wir setzen uns auf die Bank und plaudern. Ich erzähle ihm, dass mir die gepflegten Gebäude sehr gut gefallen. Er meint dann, dass er sie zusammen mit seinem Vater erstellt hat. Sein Vater hat alle Schindeln von Hand gespalten. Miteinander hatten sie die Schindeln jeweils auf die Schalung genagelt, einer links, einer rechts. Nur bei den Schindeln auf dem kleinen Stall haben sie einen Fehler gemacht und sie gestrichen. Sie hätten sie besser roh gelassen, so wären sie zwar vom Wetter grau geworden, dafür wäre aber auch keine verfault.
Ich bin mit dem Kaffe fertig und sage zu Bruno: „I gange langsam uf de Heeweg, i halte di gad ab vom Schaffe.“ Gelassen meint Bruno: „ Fö en Kafi hani all de Zit, magsch siche au no en, ode?“ Bei so einem Kaffee lasse ich mich gerne überreden. Zum Abschluss möchte ich gerne noch wissen, wann und wie er z’Alp fährt. Bruno meint, dass sie am kommenden Auffahrts Samstag mit den Tieren auf die Alp fahren und zwar wie immer, ohne Lastwagen. Danach verabschiede ich mich und er verrät mir den schnellsten Weg, gerade hinunter durch den Wald, dann treffe ich genau aufs Gasthaus Lehmen.
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