Alp Nr. 105 : Alp Soll/Lavannen
21.07.2013 10:15 ( 4975 x gelesen )
- Der Gottesdienst bei der Alp Rheintaler Sämtis
- Ein neues Alpkreuz wird vom Bischof Büchel eingeweiht
- Gabriel und Oma sind auch dabei
- Gabriel redet nicht viel und läuft etwas voraus
- Beim Plattenbödeli ohne einkehren direkt links
- Rast bei der Alp Soll-Lavannen mit Grander Wasser und Riegel
- Der Senn mit dem „Sonntigsgroscht“ – geht er an den Gottesdienst?
- Schönes Echo hinter dem Gaden Richtung Alp Seewees
- Oma wünscht noch mehr Alphornstücke
- Weg Richtung Risi, irgendwo müsste ein Adlerhorst sein
- Zmittag in der Risi, ja oder nein? Eine Cola hilft nach
- Alphornbläser unterhalten uns während dem Mittagessen
- Rosaly meint verschmitzt: „Meenscht nüd au, übe chöntits de Heem.“
- Mit dem Trottinett hinunter sausen?
Heute wird ein neues Alpkreuz auf der Alp Sämtis durch unseren Bischof Büchel eingeweiht. Sohn Gabriel mit Oma Rosaly und ich nehmen dies als Beweggrund für eine Wanderung von Brülisau via Pfannenstiel übers Plattenbödeli. Wir starten um 08:00 damit ich vor dem Gottesdienst beim Sämtisersee noch spielen kann. Uns begegnen viele Leute, es gibt auch einige SG Autos die uns auf dem steilen Weg überholen, jemand mit einem grossen Jeep bietet mir an das Instrument mitzunehmen damit ich es nicht nach Sämtis tragen müsse, ich schlage das Angebot aber aus. Auf halbem Weg meint Rosaly plötzlich: „ Me chöntid de Gottesdienst enad au oss loh, wenn’s sövel Lüt het gohts sowieso eebe lang.“ Sie hat glaube ich bemerkt, dass Gabriel eher etwas widerwillig mitgekommen ist. Er läuft nämlich immer ein paar Meter voraus und redet nicht mit uns. Seine Motivation für diesen Ausflug ist in der letzten Nacht stark gesunken, wieso weiss ich auch nicht, vielleicht ist er einfach noch etwas müde. Ursula bearbeitete ihn und meinte: „Wenn me am Obet jo sät, denn chame d’Meenig am Moge nüd efach chehre! I mos de globi wiede emol s’Natel eweg neh.“ Das hören die jungen Leute von heute gar nicht gerne, ein Tag ohne Handy wäre wie für uns ein Tag ohne Strom.
Wir nehmen den Vorschlag von Rosaly gerne an und biegen beim Plattenbödeli ohne Einkehren direkt links ab, Richtung Soll – Risi. Uns begegnen im Wald zwei Sennenfamilien mit kleinen Kindern, die Männer mit brauner Hose und weissem Hemd, der Rest mit Wanderbekleidung. Etwas weiter vorne kommen wir zur ersten Alp, Soll/Lavannen, sie liegt am Nordufer etwas oberhalb des Sees. Wir finden einen schönen Rastplatz unweit der Hütte auf einem Stein im Schatten, danach verteile ich Riegel und Granderwasser. Gabriel ist mittlerweile auch wieder aufgetaut und erzählt seiner Oma Geschichten von seinem Töffli. Ich packe das Alphorn aus und hänge den Fotoapparat um, da kommt ein älterer Senn im Sonntigsgwand aus der Hütte und geht zielstrebig Richtung Sämtis. Ich glaube, er hat uns nicht einmal bemerkt. Geht er an den Gottesdienst?
Hinter dem Gaden Richtung Alp Seewees spiele ich vier Stücke, ein wunderbares Echo tönt entgegen. Danach mache ich ein paar Bilder von der gepflegten Alp, den neugierigen Galtligen und dem schönen Blumenstrauss auf dem Tisch vor der Hütte. Anschliessend kehre ich wieder zu unserem Rastplatz zurück um mich auch noch mit einem Riegel zu stärken und einen Schluck vom feinen Granderwasser zu trinken. Rosaly geniesst die schöne Natur hier und fordert mich auf, nochmals zu spielen. Danach brechen wir auf und gehen weiter Richtung Risi – Restaurant Ruhsitz. Ich bin diesen Weg noch nie gelaufen, Rosaly erklärt mir wo ungefähr ein Adlerhorst sein soll – hätte ich hier nicht erwartet, eher in der Region Rotstein/Altmann.
Gabriel hat heute noch mit seinen Töfflikollegen abgemacht, sie möchten die Tour vom kommenden Dienstag über Rapperswil zum Vierwaldstättersee noch genauer planen. Er ist deshalb etwas kurz angebunden und möchte ohne Mittagessen in der Risi direkt nach Hause, es ist gerade 11:30. Direkt vor dem Restaurant werweislen wir nun also was wir tun sollen. Oma und ich würden schon noch gerne etwas kleines Essen. Deshalb packe ich noch einen Trumpf aus und frage den Junior, wie es denn aussehen würde, wenn er eine Cola bestellen dürfte. Dieser Trick funktioniert scheinbar immer noch, vielleicht ist er aber auch so durchtrieben und hat genau auf das abgezielt – egal, Hauptsache es stimmt für beide Seiten.
Während dem Essen werden wir dann noch von zwei Alphornbläsern unterhalten, ich kenne sie nicht. Sie stellen sich direkt vor allen Leuten in der gartenwirtschaft auf und geben ihr Bestes. An unserem Tisch wird es ganz still, irgendwann meldet sich Rosaly und sagt ganz verschmitzt zu mir: „Menscht nüd au, üebe chöntits dehem.“ Diese Aussage kam sehr überraschend, weder Gabriel noch ich hätte das von ihr erwartet, wir beide müssen laut und ausgiebig lachen. Aber, wo sie Recht hat, hat sie Recht.
Für den Weg nach Brülisau gibt es hier viele grosse Trottinetts, sie stehen fahrbereit hinter dem Haus. Gabriel hat diese Vehikel nach dem Essen natürlich sofort erblickt und möchte mit einem solchen den Berg hinunter sausen. Rosaly willigt sofort ein, sie ginge dann zu Fuss hinunter, hätte deshalb etwas länger und würde anschliessend mit dem Postauto nach Appenzell fahren. Das kommt natürlich nicht in Frage, ich muss Gabriel auf ein Andermal vertrösten. Vermutlich hat es der Sohnemann auch hier nicht ganz so ernst gemeint, denn er kann sich ein leichtes Grinsen nicht verkneifen. Oma meint zum Abschluss: „I globe, em Gabriel hets gliich no ebe guet gfalle, e so fröhlech wieneh etzte isch.“
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